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Veranstaltung Nahversorgung

Am Montag, den 13.11., hat die Fraktion mit Vertretern der Stadt eine Veranstaltung zur Nahversorgungslage in Heidelberg abgehalten. Dabei wurden die Erhebung der Stadt aus dem zurückliegenden Jahr vorgestellt und anschließend Perspektiven und Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert.
 
Ausgangspunkt
 
Wenige stadtentwicklungsbedeutsame Strukturen sind so dynamischen Veränderungsprozessen unterworfen wie der Einzelhandel. So hat sich die Angebotsstruktur im Einzelhandel durch eine betriebliche und räumliche Konzentration vor allem außerhalb der zentralen Bereiche in den zurückliegenden Jahrzehnten grundlegend geändert. Waren in den 1960er-Jahren die Wohngebiete noch von einem dichten Netz kleiner Ladengeschäfte, konsumnahen Dienstleistern sowie Handwerksbetrieben durchzogen, so hat sich zwischenzeitlich das Versorgungsnetz ausgedünnt und nahversorgungsrelevante Standorte, insbesondere in den Wohngebieten, wurden aufgegeben. Betroffen sind hiervon insbesondere ältere und wenig mobile Bevölkerungsgruppen. Zur Sicherung einer ausreichenden Nahversorgung hat sich auch der Gemeinderat im Jahr 2013 bekannt.
 
Maßstab ausreichender Nahversorgung
 
Eine ausreichende Nahversorgung ist nur dann gewährleistet, wenn sich diese Angebote in fußläufiger Entfernung zu den Wohnstandorten befinden und damit auch für nicht motorisierte Bevölkerungsgruppen erreichbar sind. In Heidelberg wird eine Distanz von 500 m Luftlinie zwischen Wohnung und Verkaufsstelle als oberste planerische Grenze für eine fußläufige Erreichbarkeit angesehen und für die Berechnung ein 500 m Luftlinien-Radius den Lebensmittelbetrieben zugrunde gelegt. Bei einer Entfernung von bis zu 250 m oder fünf Minuten Gehzeit wird die Versorgungslage als gut bezeichnet.
 
Stand 2016
 
Auf Basis der Erhebung zum 04. Oktober 2016 wurde eine Bewertung der Versorgungssituation für die Stadtteile und die Gesamtstadt vorgenommen.

Über acht von zehn (84,3 %) der Heidelbergerinnen und Heidelberger (123.400 Personen) können mindestens ein Lebensmittelgeschäft zu Fuß erreichen. Die Zahl derer, die weiter als 500 Meter Luftlinie vom nächsten Lebensmittelgeschäft entfernt wohnen, ist von rund 22.000 (2008) auf rund 23.000 Einwohner (15,7 %) angestiegen. Das entspricht einer Zunahme von 4,3 Prozent.
 
Handlungsbedarf und Planung
 
Nach der vorliegenden Angebots- und Erreichbarkeitsanalyse ergibt sich Handlungsbedarf vor allem für Schlierbach und die Südstadt. Die Unterversorgung in den beiden Stadtteilen wird sich erfreulicherweise kurzfristig durch die geplante Ansiedlung von Lebensmittelmärkten wesentlich verbessern. Auch der westliche Teil Bergheims ist nach wie vor, hauptsächlich durch die Lidl-Schließung 2010 im Landfried-Areal, mit Lebensmitteln unterversorgt. Durch die geplante Geh- und Radwegbrücke Gneisenaustraße würde aber auch hier Abhilfe geschaffen, indem die Wegefunktion zum Versorgungszentrum Westarkaden in der Bahnstadt verbessert wird.
 
Fraktionsveranstaltung zur Nahversorgung
 
Nach Erörterung dieser Rahmendaten aus dem Bericht der Stadt „Nahversorgung 2016 in den Heidelberger Stadtteilen“ durch Herrn Hoffman und Frau Jung vom Stadtenwicklungsamt wurden in unserer Fraktionsveranstaltung zur Nahversorgung verschiedene Maßnahmen zu Erhalt und Verbesserung der bestehenden Strukturen besprochen. Dabei kam es zu einer sehr sachorientierten Diskussion zwischen den Vertretern der Stadt, unseren Stadträten und den interessierten Mitgliedern. Als wichtig wurde dabei zum einen die Aufenthaltsqualität identifiziert, wozu insbesondere auch geeignete Sitzmöglichkeiten auf der Straße gehören. Wichtig sind weiter die Erreichbarkeit der Läden in Innenstadtlage, was die Nahverkehrsanbindung und Parkmöglichkeiten betrifft. Hier ist die Stadt gefordert. Nur geringen Einfluss hat die Stadt dagegen auf den Bestand der Geschäfte. Ein Immobilienerwerb der Stadt selber wurde hierzu erörtert, aber als schwierig eingestuft. Eine zentrale Rolle kommt den Gewerbetreibenden selber zu. Die Vertreter der Stadt wiesen darauf hin, dass diese durch gemeinsame Aktionen, Anpassung der Öffnungszeiten sowie Verbesserung von Erscheinungsbild und Aufenthaltsqualität einen entscheidenden Einfluss auf Akzeptanz und Nutzung und damit die Sicherung des Bestandes existierender Nahversorgungsmöglichkeiten nehmen können.
Gelesen 2929 mal Letzte Änderung am 14.05.2018