Heidelberg wächst und nicht nur auf den Konversionsflächen entstehen neue Straßen und Plätze. Doch wie sollen sie heißen? Ende Januar hat die vom Gemeinderat eingesetzte beratende Kommission ihre Arbeit aufgenommen. Sie soll Straßen und Plätze, die nach historischen Persönlichkeiten benannt sind oder benannt werden sollen, genau unter die Lupe nehmen und sich kritisch mit deren Geschichte auseinandersetzen. Ist dieser Aufwand nicht zu groß? Ich finde nicht, denn anders als in Goethes „Faust“ sind Namen nicht Schall und Rauch. Die Namen unserer Straßen und Plätze prägen nicht nur unser Stadtbild, sondern auch unsere Erinnerungskultur.
Eine prägende Persönlichkeit, die sehr viel für unser Gemeinwesen geleistet und einen Bezug zu Heidelberg hat, ist Alt-Bundespräsident Roman Herzog. Ich habe deshalb vorgeschlagen, einen zentralen Platz nach ihm zu benennen. Als Professor, Rektor, Abgeordneter, Minister, Richter und Präsident des Bundesverfassungsgerichts übte er führende Tätigkeiten in Wissenschaft, Politik und Justiz aus, bevor er 1994 an die Staatsspitze gewählt wurde. Die Aussöhnung mit Polen und Israel sowie der Einsatz für die europäische Einigung waren ihm ein besonderes Anliegen. 1996 erklärte er den 27. Januar, den Tag der Auschwitz-Befreiung, zum nationalen Gedenktag. Als engagierter Christ förderte er den interkulturellen Dialog und lud als erster Bundespräsident Vertreter muslimischer Organisationen zum Gespräch ins Schloss Bellevue ein. Nicht nur in seiner viel beachteten Ruck-Rede machte er sich Gedanken zur Zukunft unseres Landes. Er setzte sich in zahlreichen Funktionen auch aktiv dafür ein. In Heidelberg unterstützte er z.B. als Mitglied des Advisory Boards und des Vereins der Freunde und Förderer das DKFZ nachhaltig. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses war ihm sehr wichtig.
Auch privat hat Herzog in unserer Stadt Spuren hinterlassen. Ende der 1960er Jahre zog er mit seiner Familie an den Neckar. Vier Jahre lebten die Herzogs im schönen Ziegelhausen. Zeitzeugen wie Bernhard Stadler berichten, dass sich Herzog mit seiner Familie hervorragend in die damalige Dorfgemeinschaft integriert hat. Als Mensch „wie Du und ich“ hat er zu allen Nachbarn ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt. Die Freundschaft zu Heidelberg hat ihn sein ganzes Leben über begleitet. Dabei ist er immer Mensch geblieben, unabhängig davon, welch hohes Amt er bekleidete. Wir finden, die Benennung des Bahnhofsplatzes Süd in Roman-Herzog-Platz würde sein Leben und Wirken entsprechend würdigen.
Ihr Stadtrat
Matthias Kutsch
Tel. 06221 58-47160,
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