Auch in Heidelberg ist Prostitution Alltag, in allen Facetten von selbstbestimmter bis Zwangsprostitution und mit entsprechend vielfältigen Problemen und Sorgen für die Betroffenen. In unserer Stadt gibt es 13 Einrichtungen, in denen ca. 300 unterschiedliche Frauen im Lauf eines Jahres, teilweise in 14 Stunden-Schichten arbeiten (müssen). Die große Mehrheit der oft jungen Frauen kommt aus Osteuropa, ist nur 1-2 Wochen vor Ort und kann sich daher in Heidelberg kaum orientieren, spricht nur wenig oder kein Deutsch und besitzt keine Krankenversicherung. Nicht nur wirtschaftliche Not, sondern insbesondere jene Unwissenheit und (berechtigte) Angst vor Zuhältern machen einen Ausstieg fast unmöglich. Zudem mangelt es an alternativen Unterbringungsmöglichkeiten. Eine verantwortungsbewusste Gesellschaft darf hier nicht die Augen vor den Problemen verschließen. Deshalb hat die Stadt einen Runden Tisch Prostitution eingerichtet, der sich im Februar das erste Mal getroffen hat. Hier wurde die im Juli letzten Jahres eingerichtete Fachberatungsstelle „Anna“ vorgestellt, die sich um unterschiedlichste Probleme der Prostituierten kümmert. Die beiden Mitarbeiterinnen Mirjam Kern und Nora Bretschi bieten den Betroffenen eine Beratung wahlweise telefonisch oder in der Beratungsstelle an und gehen außerdem regelmäßig in die Betriebe, um die Beratungsstelle vorzustellen und Fragen zu beantworten. Hier finden die Frauen Hilfe bei persönlichen Problemen, Schwangerschaften oder finanziellen Schwierigkeiten. Gerade wegen der oft fehlenden Krankenversicherung sind eine kostenlose medizinische Beratung und Grundversorgung durch einen ehrenamtlichen Arzt ein wichtiger Punkt. Auf Wunsch werden die Frauen auch zu den Untersuchungen begleitet und bei behördlichen Angelegenheiten unterstützt. Die Beratungsstelle hilft nicht nur bei akuten Problemen, sondern bietet auch eine aktive Ausstiegsbegleitung an. Ein großes Problem hierbei ist, dass es in Heidelberg an geeigneten Möglichkeiten für die Anschlussunterbringung der Frauen mangelt. Wir freuen uns sehr, dass jetzt ein guter Anfang gemacht wurde und das Projekt seit 1. Januar 2019 durch finanzielle Mittel der Stadt unterstützt wird, und möchten uns an dieser Stelle bei Dörthe Domzig und Dr. Marie-Luise Löffler vom Amt für Chancengleichheit für ihren Einsatz bedanken. Ein ganz besonderer Dank gilt den vielen ehrenamtlich Tätigen, die nicht wegschauen, sondern helfen.
Meine nächste Sprechstunde findet gemeinsam mit Stadtrat Werner Pfisterer am 20. Mai, um 17 Uhr in den Fraktionsräumen der CDU im Heidelberger Rathaus statt.